Wo sind die 800.000 Euro? Oder:
Wie effizient ist die Verwaltung?
Ein Vorwurf, den ich nicht nachvollziehen konnte. Auf meine Nachfrage, woher diese Zahlen kommen, zitierte er Seite 30 der Präsentation des Landesrechnungshofes aus der Beratung im März 2024:

Der Blick darauf ergibt, das Gegenteil ist der Fall: Die Gemeinde Erzhausen arbeitet laut dieser Seite 30 um 92,61 Euro je Einwohner und damit um 755.000 Euro günstiger als ihre Vergleichskommunen.
Der Landesrechnungshof rechnete mit 8.153 Einwohnern, die vollständige Präsentation ist seit März 2024 auf der Gemeinde-Homepage einzusehen und als Download verfügbar.
Woher kommt diese Differenz?
Herr Neumann hat bei seiner Aussage nur diejenigen Produkte zusammengerechnet, bei denen die Gemeinde mehr Kosten als die Vergleichskommunen aufweist. All diejenigen Produktbereiche, bei denen die Gemeinde günstiger ist als die Vergleichskommunen, hat er nicht berücksichtigt. Der Landesrechnungshof hatte allerdings darauf hingewiesen, dass die Aufteilung der Leistungen auf die Produktbereiche der Gemeinden nur bedingt vergleichbar ist.
Man muss darum die Summe aller Produktbereiche mit der Summe aller Produktbereiche der Vergleichskommunen vergleichen, und das Ergebnis ist 92,61 Euro je Einwohner oder insgesamt 755.000 Euro an geringeren Ausgaben verglichen mit den vom Landesrechnungshof ausgewählten Vergleichskommunen.
Die beiden Balken nach rechts unter Ver- und Entsorgung und Allgemeinde Finanzwirtschaft zeigen übrigens, dass die Gemeinde für ihre Verwaltungsleistungen von ihren Bürgern deutlich weniger Geld verlangt hat als die Vergleichskommunen. Es waren auf Basis der Gebührensatzungen von 2022 insgesamt je Einwohner 139,26 Euro weniger, eine Summe von 1,135 Mio. Euro jährlich.
Grund für die geringeren Kosten
Dass die Verwaltung die Gemeinde 755.000 Euro im Jahr weniger kostet als die Vergleichskommunen kann man am Vergleich der Personalstärke der Kommunen sehen. Die Verwaltung von Erzhausen arbeitet mit vergleichsweise wenig Personal. Seite 24 der Präsentation zeigt, dass nur eine der Vergleichskommunen weniger Mitarbeitende hat als Erzhausen. So kostengünstig und effizient zu arbeiten ist nur möglich, weil die Kolleginnen und Kollegen sich engagiert und über die Erwartungen für die Gemeinde einsetzen, sich gegenseitig unterstützen, weiterbilden und über ihren Zuständigkeitsbereich hinausblicken.
Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben es nicht verdient, dass in einer Bürgerversammlung der Eindruck erweckt wird, sie seien ineffizient und teuer, das muss richtiggestellt werden.

Dass die Gemeinde schlank aufgestellt ist, hat auch Auswirkungen auf die Aufgabenstellungen, über die in den aktuellen Haushaltsberatungen entschieden werden soll. Die als vergleichsweise teuer eingestuften Sozialen Leistungen/Kinder, Jugend und Soziales wurden im Laufe dieser Haushaltsberatungen bereits erheblich reduziert (1/2 Stelle für die Lessingschule und 1 Stelle in der Kinder- und Jugendförderung). Damit werden die vorhandenen Personalressourcen noch geringer. Im Gegenzug sollen Aufgaben für die Koordination des Familienzentrums und die Ermittlung von Einkommen für die Festsetzung von 336 Kita-Beiträgen neu hinzukommen – ohne dafür zusätzliches Personal einzuplanen. Freie Arbeitszeit für beide Aufgaben ist in der Verwaltung nicht übrig, was sich entsprechend in den Angeboten und der Umsetzung darstellen wird.
Die Gemeindeverwaltung braucht eine externe Organisationsuntersuchung nicht zu scheuen. Es gibt Potential für effizienteres Arbeiten, das setzt aber die weitere Digitalisierung voraus. Ohne die Kapazitäten der IT verschleppen wir diesen Prozess oder benötigen zusätzliche Mittel für die dann erheblich teurere externe Begleitung.
Die Politik möchte ich mit dieser Richtigstellung auffordern, politische Auseinandersetzungen nicht auf dem Rücken der Mitarbeitenden auszutragen. Sprechen Sie mit uns, klären Sie Inhalte, bevor sie aufgrund von mangelndem Einblick, den man als ehrenamtlicher Gemeindevertreter teilweise gar nicht haben kann, mit korrekturbedürftigen Aussagen ein falsches negatives Bild erzeugen. Damit demotivieren Sie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und schädigen das Ansehen der Gemeinde. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verdienen ihren Lebensunterhalt damit, sich für die Gemeinde einzusetzen. Sie verdienen dafür Anerkennung und Wertschätzung.
Erzhausen, 31.03.2025
Claudia Lange
Bürgermeisterin